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Birgit Brenner
Who Is Happy
27. April – 1. Juni 2024

Eröffnung zum Frühjahrsrundgang der SpinnereiGalerien:
Samstag, 27. April 11-20 Uhr
Sonntag, 28. April 11-16 Uhr

Es ist geschafft. Birgit Brenner hat der Welt final das Licht ausgeblasen. Ihr „Farewell“ hallt der alten Welt somit nur noch müde und LED-betrieben als letzter Gruß hinterher. Ein abgerockt sinnentleertes Ewigkeitslicht, wie aufgebahrt im offenen Würfelschwarz, Karikatur einer Welt, die glaubte…, nur an was nochmal? An die Wissenschaft, das Göttliche, die Überlegenheit der menschlichen Spezies, oder doch nur an den schönen Schein. Das Sein ist Brenner nunmehr Stein.

WHO IS HAPPY wird so fraglos zur Paraphrase des Lebens, erstarrt im kalten Lavastrom. Eine reißzahnscharfe Drohung, sprachlos hervorgezischt aus unsichtbaren Mündern, sicher aus jenem Schlund des „Some Wolf“. Ein Abgesang auf die Menschheit, ein vielstimmiger Tränenchor, der sich im höllentauglichen Schwefelregen noch einmal zu einem schrägen Raunen in einer letzten heißen Böe aufpeitscht: Oh „Long Way Back“. Nur ein Zurück ist hier keine Option mehr. Tränen lügen eben nicht und so lässt Brenner das Ganze als grundverdorbenes Nass ins große Nichts klatschen.

Ein zu karstigem Jammer versteinertes Lebenstal offenbart sich in scherenschnittartiger Scheinkulisse. Und das ausgerechnet „Even After All“. Birgit Brenner hält uns den Gipfel des kapitalistischen Irrsinns als Spiegel an die Decke. Eine Art „septinische“ Kuppelschau, der Plagen erster Teil von sieben aus der Johannes Offenbarung ins Bildgedächtnis rufend. Brenner lässt nun ausgerechnet eine „Grille“ aus der Höhe gleich einer alttestamentarischen Drohgebärde auf uns herabschießen, die menschliche Unzulänglichkeit in zweifacher Weise in eine zeitgemäße, jedoch nicht minder apokalyptische Deutungshoheit wandelnd. Das aktuell teuerste Schmuckjuwel der Welt, ein erstarrter Diamant-Zombie, baumelt als degenerierte „Grille“ über unseren Köpfen. So schauen wir der schönscheinenden Fratze unersättlicher Gier straight ins funkelhohle Antlitz.

Himmelszeichen neigen zu unerschütterlichen irdischen Botschaften. Omg.

„Welcome to the Territory“ also. Fasst Euch ein Herz. Brillanten bluten nicht.

Birgit Brenners Anthropozän ist Wüstenei.

Alea iacta est. Der letzte seiner Art trägt Trauer.

Darauf hoch die Gläser, „YOU NEXT!“

Wer ohne Rückgrat ist, sei ohne Furcht.

Text von Marion Taube

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