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Mirjam Völker
Hinters Licht
Einzelausstellung
Galerie EIGEN + ART Berlin
Eröffnung: 8. Juli 2015, 17-21 Uhr
Ausstellung: 8. Juli - 1. August 2015


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Die Bilder von Mirjam Völker zeigen Hütten, die als hölzerne Relikte, verwachsen in ein Gewirr aus zahllosen Ästen und Zweigen ihre Schutzfunktion längst eingebüßt haben. Wenn Völker uns hinters Licht führt, geht es nicht allein um optische Täuschungen. Die Künstlerin zeigt uns die Welt hinter dem Licht, die Welt der Schatten. In dieser Welt vervielfachen sich Horizonte, die Blickwinkel verschwimmen und so erscheint in der Serie Zwiespalt aus dem Jahr 2014 mitten im Bild eine unerwartete Trennlinie oder in Untiefe wird eine gespannte Plane zum Davor und Dahinter. In dieser Welt verzerrt sich aber nicht nur der Raum, auch die Zeit überschreitet ihre vorgegebenen Grenzen, wie im jüngst entstandenen Gemälde Zäsur: in dieser Welt stürzen Flugzeuge ab, brennen Häuser nieder und niemand weiß, ob erst der Absturz den Brand verursacht hat oder Folge des Versuchs war, ihn zu löschen.

Die Künstlerin arbeitet in farbiger Acrylmalerei und teils großformatigen Kohle-Zeichnungen. Dabei werden sowohl in den malerischen Arbeiten als auch in den Zeichnungen die strengen Kompositionen um abstrakte Formen ergänzt und verschiedene Perspektiven übereinander geschichtet. So verfügen die Strukturen der realistischen, detaillierten Zeichnungen über Materialität, während gleichzeitig grafische Elemente zu perspektivischen Brechungen führen. Das Licht inszeniert das Dargestellte, wobei die pointierte Ausleuchtung starke Schattenwürfe und Transparenzen hervorruft.

Durch diese technischen Mittel wird der scheinbar sichere Einstieg in die Behausung zur instabilen Leiter ins Ungewisse; kräftige Stützen zu wackeligen Stelzen, die kaum dem Wind standzuhalten vermögen, geschweige denn Wassermassen (Stützpunkt, 2013). Nester dienen nicht dem Schutz ihres allzu zerbrechlichen Inhalts, sondern dem lichten Übergang in eine unendliche Tiefe (Zyklop, 2012). Unschuld und Horror liegen in dieser Welt hinter dem Licht ganz dicht beieinander und sind kaum voneinander zu unterscheiden. Völker „möchte keine Geschichten heraufbeschwören, es kommt ihr auf die Stimmungen an“1. Dabei erweist sich „das Weltausschnitthafte und Ortenthobene der Situation“2 als wesentlicher Aspekt ihres künstlerischen Œuvres.

So „ortenthoben“ etwa wie die Mühlenbilder, deren erhöhte Positionen erahnen lassen für welche Naturgewalten die Bauten konstruiert sind, für den Kampf mit Wind und Unwetter. Auch das Feuer kommt ihnen gefährlich nah, fängt das Kreuz des Mühlrads auf der Zeichnung Lunte etwa schon erste Funken? Die Elemente scheinen eine weitere, besondere Rolle in Völkers Bildern zu spielen - Wasser, Feuer, Erde und Luft. Geraten sie erst aus den Fugen, dann mit ihnen auch die Hütten: in der Zeichnung Abhang spiegelt sich ein abgestürzter Helikopter in einer Wasserlache, ein wackeliges Stelzenhaus muss sich gleichzeitig gegen abfallendes Gelände und einen morschen Baum behaupten. In einer regelrechten Sogwirkung richtet sich das Gewächs auf das Haus aus, kriecht hinauf, seine Struktur immer stärker verdichtend. Diese Welt befindet sich in den letzten Vorkehrungen - vor der unbekannten Bedrohung.

Text: Fiona Geuß

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