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Has somebody really blown a fuse here?

Etwas Ähnliches müsste der achtzigjährige Horst „Harry" Winter in seinem wienerischen Wohnzimmer gebrummt haben, als er sich das Musikvideo It's oh so quiet (1995) von Björk und Spike Jonze anschaute. Sein mehrfach gecovertes Lied Und jetzt ist es still (1948) ist damit sogar in einer Reifenwerkstatt gelandet, zwischen Fred Astaire-Mechanikern und Blumenkleid tragenden, betagten, älteren Damen. Die poppige Überlagerung bricht dort in den langweiligen Alltag ein, als ob ein frivoler Blitz aus fadem Himmel den Passanten getroffen hätte. Leichte Stimmung und überladene Bewegungen herrschen für wenige Sekunden zeitgleich.

Wollen sich die Künstler hier über die Tradition der Keramik lustig machen? An der Wand hängen prunkvolle Keramiken, wie riesige Kränze. Waghalsige Stickereien rahmen Flächen ein, deren gebrannter Ton wie eine Leinwand behandelt wurde; ein Sportwagen aus Keramik wurde noch nicht gesichtet, aber das Armaturenbrett ist zu sehen; Graffiti-Sprüher haben sich die Keramikfliesen angeeignet.

Wenn Josiah Wedgwood, als einer der Entwickler der Keramikherstellung und Gründer der Wedgwood Porzellanmanufaktur, etwas dazu sagen würde, wäre sein Statement vermutlich nicht sehr von Horst Winters Entsetzen entfernt.

Eine sowohl formale als auch thematische Spannung entsteht zwischen einer der ältesten, im Laufe der Zeit verfeinerten Kunst(-handwerks)techniken und der spielerischen Einstellung der ausgestellten Künstler. Dank der Neugier nach Schnittstellen mit anderen Medien und Techniken wird die traditionelle Sprache der Keramik in der Ausstellung in Frage gestellt und das Material an seine physischen Grenzen gebracht.

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Die Vasen und Kacheln von Nora Arrieta (1989, Leipzig) vermitteln uns barocke Visionen von allerlei alltäglichen wie auch technischen Gerätschaften wie Displays, Fernbedienungen, Brunnen, Hundeleinen, Autos, Duschen, etc. Diese werden nicht nur in einen neuen Kontext gesetzt, sondern erfahren eine ikonographische Aufladung und spielen mit den Assoziationen und Sehgewohnheiten des Betrachters.

Die Installation von Charlotte Dualé (1982, Paris) und Eric Winkler (1980, Königs Wusterhausen) besteht aus amorphen Keramiken, die vor einer mit Graffiti verzierten Fliesenwand positioniert werden. Das Graffiti ist als Glasurschicht auf die Fliesen aufgetragen und eingebrannt worden. Die rebellische Geste einerseits und die Wiederholung und Neuordnung von Formen andererseits setzen Form und bekannte Sinnzusammenhänge in einen neuen Kontext.

In Kumulation von Keiyona C. Stumpf (1982, München) entstehen organische Formen, die ihre innewohnende Lebendigkeit nach außen tragen und zugleich auf tiefe Empfindungen und Gefühle verweisen. Der Betrachter ist mit etwas konfrontiert, das sich zwischen klarer Form und freier Formwerdung befindet, das weder ganz Chaos noch ganz Ordnung ist. Die Formensprache kombiniert seltsam vertraut wirkende Formen mit einer gewissen Fremdartigkeit und spielt mit dem Schönheitsempfinden des Betrachters.

Marianne Thörmer (1987, Halle) kombiniert in ihren Arbeiten Materialien, die man in erster Linie nicht in einem Malereiformat vermuten würde. Hierbei liegt der Fokus auf der Unmittelbarkeit der Materialbearbeitung und dem Zusammenspiel verschiedener Kontrapositionen durch eine massive, haptische Formgebung und Dynamik. Die Rasterstruktur des Stramins ist als Rohfläche maßgebend für das Entstehen eines spannungsvollen Verhältnisses der unterschiedlichen Materialien. Sie begünstigt eine freie Setzung der Linien und Flächen, ein „Laissez-faire" innerhalb eines gesetzten Rahmens.

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Text von Mario Margani

Assaf Gruber
Citizen in the Making
Ausstellung: 8. April - 25. April 2015

Eröffnung: 8. April 2015, 17 - 21 Uhr 

Assaf Gruber Ausstellungsansicht 1 

Das EIGEN + ART Lab präsentiert den israelischen Künstler Assaf Gruber mit Citizen in the Making, dem zweiten Teil seiner Filmserie Anonymity of the Night. Neben seinem neuesten Filmprojekt werden in der Ausstellung, die vom 8. April bis zum 25. April 2015 zu sehen ist, dazugehörige Skulpturen und Objekte gezeigt.

Assaf Gruber lässt seine Filme wie Ausschnitte wirken, als wären Sie einem Spielfilm entnommen, dessen Handlung erzählt, aber nicht wirklich gezeigt wird. Die Filme sind kleine Monodramen mit besonderer performativer Spannung. Meisterhaft inszeniert, erfassen seine Werke Gedanken zu Instabilität und Balance im Bezug auf das menschliche Verhalten. Seine neuen Arbeiten sind eine Fortsetzung seiner eklektischen Untersuchung der Beziehung zwischen Bewegtbild und Objekt, Wiederholung und Montage. Durch die Erweiterung der Filme in Skulptur und Installation, gehen diese über die rein erzählerische und filmische Ebene hinaus und verbinden seine Arbeiten zu einem eigenen Kosmos.

Der erste Teil der Filmserie wird parallel bis zum 26. April im n.b.k. in der Ausstellung History is a Warm Gun. zu sehen sein.

Assaf Gruber Ausstellungsansicht 2

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