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Uwe Kowski
POOL22
Galerie EIGEN + ART Berlin
17. Februar - 26. März 2022

Film & Edit: TABLEAU Films (Matthias Maercks)
Music: Christian Jost



POOL22 – die neue Ausstellung von Uwe Kowski in der Galerie EIGEN + ART Berlin. Zum einen ist dies auch der Titel einer der insgesamt 16 neuen Arbeiten des Malers; zum anderen verweist der Begriff „Pool“ aber viel weitreichender auf das Konglomerat an Ideen, Gedankengängen und Assoziationen, die Kowskis malerisches Denken das letzte Jahr über beschäftigt haben.

Darüber hinaus nutzt der Maler seine Bildtitel als eine Art Sortiermechanismus, um das umfangreiche Geflecht aus Bildern überblicken zu können. So bezieht sich die 22 nicht nur auf das Jahr der Ausstellung selbst, sondern dient auch als Abgrenzung zu einem früheren Bild aus dem Jahr 2000, das ebenfalls den Titel „Pool“ trägt. So weit diese beiden Bilder zeitlich auch auseinander liegen, ist beiden zu eigen, dass sie nicht unmittelbar an einen Pool denken lassen. Dieser Umstand zeigt ganz wunderbar die Intention des Malers im Hinblick auf die kleinen schriftlichen Begleiter seiner Werke auf. Denn kennt man Uwe Kowski und seine künstlerische Arbeit, dann weiß man, dass die Bildtitel niemals eine erklärende Funktion einnehmen. Vielmehr können sie einen Anstoß für Assoziationen geben, die jedoch selten der begriffliche Repräsentant für die Idee oder den Gegenstand hinter dem Bild sind.

Natürlich ist die Entstehung der Bilder immer von täglichen Gedankengängen begleitet, denn Malen ohne Denken gibt es für Uwe Kowski nicht. Und doch ist die Motivation für eine neue Arbeit womöglich am besten mit einer Farbigkeit und einem Wunsch wiedergegeben, die sich vor seinem inneren Auge auftun, was sich zusätzlich in Form eines drängenden Gefühls bemerkbar macht. Er sieht förmlich mit geschlossenen Augen, und dabei sieht er weniger Form als Farbe. Dies hängt auch damit zusammen, dass Kowski Form und Farbe, Figürlichkeit und Abstraktion nicht als zwei getrennte Entitäten ansieht. Beide gehen bei ihm Hand in Hand, bilden ein organisches Wesen, das sich dann auf der Leinwand in diesen lebendigen Farbformationen widerspiegelt, die sich teilweise über eine mehr als zwei Meter große Leinwand erstrecken. Demnach ist die vermutlich beste Antwort auf die Frage, wovon ein Bild seinen Ausgang nimmt, das Bild selbst, und in vorliegendem Fall das Bild mit dem Titel „(ein Wunsch)“ – der bestimmt nicht unbeabsichtigt in Klammern steht.

Dieser lebhafte Wunsch führt zurück zu dem bereits erwähnten titelgebenden Bild POOL22, bildet auch diese Arbeit eine quirlige Masse an farblicher Bewegung, die gefühlt auf einen zukommt, ja nach vorne in das Bild drängt und dabei immer dichter und somit auch dunkler in der Farbigkeit wird. Gleichzeitig scheint sie sich aber auch vom Bildrand wegzubewegen, als wäre sie auf der Flucht, wodurch die Farben entsprechend an Deutlichkeit verlieren. Allerdings setzt sich diese Farbigkeit nicht aus Blautönen zusammen; vielmehr füllen Gelb-, Rot- und Orangetöne den Großteil des Bildes. Wenn dies auch nicht an den Pool zum Schwimmen denken lässt, so schwimmt man doch in Kowskis Gedankenwelt des letzten Jahres, welche gleichzeitig Wärme und Bewegtheit, Mannigfaltigkeit und Treffsicherheit, Bedrängnis und Weitläufigkeit beinhalten und dabei nicht zuletzt weit zurück bis hin zu den Anfängen seiner Malerei reichen. Hierauf könnten womöglich auch die blauen Bilder in seiner Ausstellung verweisen, die farblich zwar an den besagten Pool denken lassen, jedoch die Titel „old wave“, „Times“ und „wo“ tragen.

Da Uwe Kowskis Tätigkeit als Maler nunmehr mehr als 30 Jahre umfasst, ist die Verwendung von Titeln als Gedankenstütze durchaus nachvollziehbar. Darüber hinaus erinnert sie an die berühmt gewordene Sortierung des Kulturwissenschaftlers Aby Warburg, der in seiner Bibliothek in Hamburg die Bücher nicht augenscheinlich nach dem Alphabet einreihte, sondern – nachdem sie je einem von vier Überbegriffen und damit einer Abteilung zugeteilt wurden – nach dem Prinzip der „guten Nachbarschaft“, also schlicht nach dem eigenen intuitiven Ermessen. Dem folgt auch Kowski seit Jahrzehnten gekonnt, sind seine Titel zum einen Zuordnungen und stützen somit sein malerisches Gesamtgerüst; zum anderen sind sie aber auch gedankliche Seitenwege und unterstützen die für den Maler so wichtige Offenheit. So findet sich Kowski in seiner selbst geschaffenen Bilderwelt zurecht und lässt die Betrachtenden gleichzeitig Vieles finden, von dem sie noch nicht einmal wussten, dass sie es überhaupt suchen, ganz im Sinne eines weiteren schönen Bildtitels: „wo ich nie sein werde“. Uwe Kowskis Farblandschaften eröffnen Nachbarschaften, welche nicht augenscheinlich ins Gedächtnis kommen – dafür aber im Nachhinein umso eindringlicher im Gedächtnis bleiben.

Text von Lisa Schütz

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