Yehudit Sasportas (geboren 1969 in Tel Aviv) gehört zu den bedeutendsten israelischen Künstlerinnen und vertrat das Land 2007 auf der 52. Biennale von Venedig mit einer Installation für den israelischen Pavillon.
Yehudit Sasportas gelingt es in ihren Arbeiten in unterschiedlichster Weise, die Spannung zwischen Innen und Außen, zwischen Zweidimensionalität und Dreidimensionalität aufzubauen, einzufangen und aufzulösen.
Ihre Landschaften aus morastigen Wäldern, schwarzen Seen und verdörrten Baumstämmen werden immer wieder durchbrochen von schwarzen Balken, die hart und wie markante Gerippe in die Landschaft ragen. Wägt der Betrachter sich auf den ersten Blick einem weiten Panorama gegenüber, wird dieser Eindruck von zur Bildmitte wachsenden Zweigspitzen zerstört, welche die ruhende Landschaft durchbohren. So wandert der Blick in dem dichten Wald vom Horizont zum Himmel auf der Suche nach einem Fixpunkt. Wirbelnde Kreise, die aus den stumpfen Ästen sprießen, erschweren die Orientierung zusätzlich, lassen die vermeintliche Natur ins Taumeln geraten und zur abstrakten Form werden. Wie das Hell und Dunkel der Farbgebung changieren die Landschaftsdarstellungen zwischen Idylle und Apokalypse, harmonischer Form und Unruhe, Tag und Nacht. Yehudit Sasportas' Bilder sind vielmehr mentale Landschaften, als natürliche Realität und Abbilder einer inneren Psyche, die sich in Caspar David Friedrichschem Sinne hinter der sichtbaren Oberfläche, symbolisiert durch die Landschaft, verbirgen. Immer wiederkehrendes Motiv ist das Moor, dessen wahre Tiefe undurchsichtig bleibt, und nur erahnen lässt, was an seinem Grund verborgen ist.
In den letzten Jahren hat Yehudit Sasportas die Landschaften in Videoinstallationen in Bewegung versetzt und zu einer fiktiven Natur komponiert, die sich zwischen einer fließenden Unterwasserwelt und der stillen Weite sumpfiger Lichtungen bewegt. Auch hier tritt ein unterbewusster, irdischer Raum hinter der natürlich definierten Form der Realität zum Vorschein.
Filip Luyckx, Yehudit Sasportas. Guardians of the pearls shadow, Sint-Lukasstichting V.Z.W. 2006.