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Birgit Brenner
Alles auf Anfang. Bitte.
Galerie EIGEN + ART Berlin
10.05.2012 - 16.06.2012
Birgit Brenners Arbeiten setzen dort an, wo der banale Alltag beginnt. Arbeitslosigkeit, Einsamkeit, Statussymbole und sozialer Abstieg oder die Angst vor dem Alter sind Themen, die in ihren raumfüllenden Installationen immer wiederkehren. Anhand alltäglicher Situationen thematisiert die Künstlerin allzu vertraute gesellschaftliche Ängste in Szenen, die sich in inneren Monologen der Protagonisten oder zwischen Paaren abspielen. An was glauben wir heute noch? Hilft beten, oder doch lieber der Schönheitschirurg?
Die filmisch erzählten Geschichten verstreut sie als fragmentarische Regieanweisungen auch über ihre großflächigen Collagen, die sie ausgehend von den installativen Arbeiten im Raum entwickelt und in der Flächigkeit der Collage zu einer Sequenz, einem mehrfach überblendeten Standbild verdichtet. Mit Zeichnungen, Fotografie und Text vereint Brenner auf einer Fläche nicht nur unterschiedliche Materialien, sondern auch mehrere Realitäten als skizzenhafte Abbilder des Lebens vom öden Alltag bis hin zum Zerbrechen. Geradezu überfrachtet wirken die Bilder, zusammengebastelt aus Versatzstücken, die auf den ersten Blick nicht zueinander passen und dabei doch eine Geschichte erzählen, die der Betrachter immer wieder unterschiedlich lesen kann. Dabei bleiben ihm nähere Hinweise, die auf die Identität der Protagonisten schließen lassen, verwährt.
Das synchrone Einprasseln von grenzenlos vielen Informationen, welche die Technik heute bietet, bedeutet für Birgit Brenner Segen und Fluch gleichermaßen. Ein Segen, da man schnell Zugriff auf gewünschte Informationen bekommt. Ein Fluch, da man das Viele weder steuern, noch verarbeiten kann. Dies führt mitunter zu mangelnder Empathie, zur Erschöpfung oder zur Möglichkeit der Manipulation durch Angsterzeugung.
Birgit Brenner begegnet dieser Problematik mit dem Prinzip der Collage, in der unterschiedlichste Fragmente und Informationsschnipsel ungeordnet aufeinander treffen, sich überlappen, verdecken und ergänzen. In Brenners Collagen geschieht dies mit Hilfe von simplen und groben Materialien, wie brauner Pappe, Klebeband, Tackernadeln und Filzstift.
Die Szenen des Alltags, die Birgit Brenner in die Collagen der aktuellen Ausstellung „Alles auf Anfang. Bitte." in der Galerie EIGEN + ART gebannt hat, drehen sich um Goldkettchen, Autos mit Sportfelgen und Fuchsschwanz bis hin zur Arzneipackung der Hormonpräparate, die bei Angstzuständen eingenommen werden: Schnörkellos und zynisch erzählte Kurzgeschichten über das Dasein des Lebens in seinen alltäglichen Zuständen.