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Lada Nakonechna
Background mode
Ausstellung: 13. Januar - 10. Februar 2018
Galerie EIGEN + ART Leipzig

Background mode

In Lada Nakonechnas Werk ist der Ausstellungsraum Kontext für die Inszenierung und Positionierung von Gegenständen; ein Alltagsraum, in dem sich das Geschehen automatisiert in einer Background mode entfaltet, dessen störungsfreier Ablauf keiner bewussten Steuerung durch Menschen bedarf. In dieser Background mode erforscht die Künstlerin das Verhältnis zwischen dem Bestehenden, das überliefert und etabliert wurde, und dem Wandlungspotenzial der Alltäglichkeit.

Im Zentrum der Ausstellung steht ein Motiv aus der traditionellen Genremalerei: eine Dorflandschaft. Das Dargestellte ist eine trivial-idyllische Abbildung, zugleich aber auch Teil einer Täuschung. Unter der gegenständlichen Bildoberfläche, die Anspruch darauf erhebt, die Realität zu reproduzieren, bleiben die sinnstiftenden Elemente vor dem bloßen Auge verborgen. Durch das Landschaftsgemälde des Malers Mykola Buratschek „Der Weg zur Kolchose" (Mykola Burachek "Road to collective farm") von 1937 wendet sich Nakonechna unmittelbar der Geschichte des ehemals sozialistischen Staates zu; insbesondere den Kapiteln der Industrialisierung, der Kollektivierung und der Kulturrevolution, welche in ein zentralistisches System der Kultursteuerung mündete, die bis heute nach eingefahrenen Mustern funktioniert.

In Analogie zur Repräsentation des Landschaftsmotivs als transparenten Deutungsraum, der sich der Reflexion entzieht, beinhaltet der Ausstellungsort Fragmente theatralisierter, zeremonieller Gesellschaftsrituale: Praktiken, die Realität produzieren und inszenieren, wobei sie eine gewisse Sensibilisierung – oder eher Desensibilisierung – für die Wahrnehmung der verschiedenartig disziplinierenden Mächte hinter diesen Ritualen generieren sollen.

Durch Multiplikation und Manipulation des Bildes, unter eindringlicher Beobachtung der Strukturen, durchbricht Nakonechna dessen gestalthafte Oberflächlichkeit.

Dabei finden sich die BetrachterInnen in einer Vielzahl von Rollen wieder, von passiven BesucherInnen bis hin zu hörigen Handlangern und Geiseln kontrollierter perspektivischer Verkürzungen. Durch diese Manipulationen entsteht in der Background mode der Alltäglichkeit ein automatisches Programmierspiel; gleichzeitig eröffnen sie im gegebenen Alltag unvorhergesehene Handlungsspielräume.

Text: Kateryna Badianova
Übersetzung: Irina Bondas

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