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Martin Eder
Elysium
1. Juni - 1. Juli 2023
Galerie EIGEN + ART Berlin

Es ist, als habe in Martin Eders Bildern mal jemand das Licht angeknipst. Statt von einem unheilverkündenden Sturm verdüstert, leuchten die Bilder in der Ausstellung Elysium in der Galerie EIGEN + ART von innen heraus. Zwar schauen uns nach wie vor aus Eders Gemälden meist unbekleidete menschliche Figuren oder Tiere mit Pelz und Federn entgegen (in dem Fall sind es vorzugsweise solche der niedlichen, kuscheligen Sorte) nur tun sie das diesmal durchgehend in fünfzig pastellenen Schattierungen. Auf den ersten Blick scheint ihnen alles Dunkle zu fehlen. Doch abgesehen von den Farben ist hier irgendetwas grundsätzlich anders als bisher. Jüngere Ausstellungen Eders waren mit Martyrium und Psychic betitelt, seine aktuelle Drone-Metal-Band nennt sich Crysis, ihre Vorgängerin hieß RUIN. Statt sich mit beängstigenden körperlich- psychischen Ausnahmezuständen auseinanderzusetzen, betritt Eder nun das Elysium – die Insel der Seligen, wie sie die griechische Mythologie beschreibt. Es ist das Paradies. Hat man es erst einmal erreicht, winken Heilung, Glück und Idylle. Endlich Erlösung.

In den Elysium-Bildern macht Martin Eder sich – mal abgesehen von einem eher versteckten früheren Auftritt – zum ersten Mal auch selbst zum Protagonisten. Wie ein Regisseur, der die Freude daran entdeckt hat, von seinem Platz hinter der Kamera aufs Filmset zu wechseln und in ein paar Szenen mehr oder weniger erkennbar durchs Bild zu laufen, taucht der Maler im Paradies als in Weiß gewandete Figur auf. Ein Guru, der sich für seinen Aufzug stilistisch beim Erlöser bedient hat?

Auf seiner Gesichtshaut jedenfalls trägt die Eder-Figur den edertypischen Glanz. Dieser Gloss auf der Haut seiner Figuren weisen den analog-altmeisterlichen Maler als einen Erfinder dessen aus, was Social-Media-Filter heute per Druck auf einen Button herstellen. Nur überzieht der Maler die Gesichter und Körper nicht mit einem Zuckerguss aus Pixeln, der vermeintliche Makel wie Poren, Muttermale, Falten, Dellen, blaue Flecken und mit ihnen zusammen auch jegliche Menschlichkeit tilgt. Eder verleiht seinen Figuren vielmehr eine Schweißfeuchte, von der noch nie so recht klar war, ob sie von der Hitze herrührt, die seine Protagonistinnen und Protagonisten umgibt, oder von ihrem grundsätzlich etwas ungesunden Lebenswandel.

Da es im Elysium nun aber keine Makel, keine Krankheit, kein Leid und daher auch keinen Tod gibt, muss die frische Feuchte auf der Haut vom Tau der paradiesischen Wiesen stammen. „Dewy“, wie es in den Beauty-Tutorials im Internet heißt. Ja, so muss es sein.

Anne Waak

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