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David Schnell
stereo
18. September - 30. Oktober 2021
Galerie EIGEN + ART Leipzig

Film & Edit: TABLEAU Films (Matthias Maercks)
Music by Kilchhofer, Leng, from The Book Room



Mit dem klangvollen Wort S T E R E O verbinden sich Assoziationen aus der Welt des Sounds und der Musik. Die Buchstaben stehen weit gesperrt auf dem Verstärker einer HiFi-Anlage, und mit dem Herablassen der Nadel auf den Tonträger beginnt ein Knistern; ein kurzes Warten, und dann öffnet sich, durch die von links und rechts einsetzenden Instrumente und Töne, ein Raum.

Der Genuss des Hörens von Musik auf einer guten Anlage hat viel mit dem Betrachten der Bilder von David Schnell zu tun. Dabei spielt die Qualität der Stereoanlage eine wichtige Rolle, weil sie die Details, die den Raum bespielen, erst richtig erklingen lässt. Durch die Art der Anlage entfalten sich kleinere Motive, Fragmente musikalischer Ideen, zu leuchtenden Protagonisten eines Stücks, genau wie in dem von David angelegten Bildraum.

Dieser Analogie weiter folgend, tauchen Begriffe wie Tonart, Struktur, Dynamik und Tempo auf. In den Bildern von David Schnell wird zunächst ein Grundton angelegt, der mal durchlässig und wässrig, manchmal dunkler und tiefer erscheint und der mit seiner Farbe und Oberflächengestaltung die Atmosphäre des Bildes bestimmt. Der noch offene, freie Raum wird im weiteren Verlauf durch einen oder mehrere Fluchtpunkte sowie durch viele vertikale Linien unterteilt und strukturiert.

Wie in der Musik gibt es offenbar von Beginn an eine Idee zur Stimmung und zum Maßstab des Stücks, in dem nun die Komposition, ein Spiel mit abstrakten oder gegenständlichen Bildelementen, stattfinden kann.

Die neuen, hier ausgestellten Arbeiten von David Schnell zeigen kleine bis sehr großformatige Bilder, auf denen die Erde von oben, sakrale Räume oder Landschaften zu sehen sind. Angesichts der Malereien, auf denen man die Erde von oben zu sehen glaubt, ist man so weit entfernt von der Realität (z. B. einer Landwirtschaft), dass man, vor dem Bild stehend, vor allem darüber nachdenkt, wie sanft und ruhig alles erscheint, wenn man nur weit genug weg ist. Einzig ein paar großzügig und locker gemalte Wolken unterbrechen die Straßenverläufe, denen man zu folgen versucht, oder die Infrastruktur, die zu erkennen man sich bemüht.

Eine weitere Gruppe von Bildern zeigt sehr hohe Räume, in denen unzählige kleine, farbig leuchtende Plättchen von oben durchs Bild gelassen werden. Sie erinnern an die Vorhänge, die im Süden Europas häufig vorkommen. Die, die in den Eingängen der Steinhäuser hängen und die sonnige Hitze auf der Straße vom schattigen Inneren des Hauses trennen. Sie sind leicht und bunt, manchmal aus Holzperlen oder aus langen, farbigen Plastikriemen. Wir sehen Landschaften, in denen meist symmetrisch einige Bäume positioniert werden, die wie Energiefelder in einen blau-orangefarbenen Himmel hineinwirken.

In der Art, wie die Ölmalerei dieser Bilder erscheint, gleicht sie Stücken Neuer Musik, in denen sich die Instrumente in dem vom Komponisten vorgegebenen Regelwerk bewegen.

Ein freies Unterfangen, welches gleichzeitig auf einer zuvor streng angelegten Konstruktion basiert. Es ist sowohl abstrakt als auch gegenständlich, es erscheint technisch und hat dennoch viel mit der Wahrnehmung von Natur zu tun.

Alle Bilder von David Schnell machen eine Faszination für den ganz großen Raum sichtbar. Sie legen es darauf an, sich in ihm zu bewegen, ihn zu erfassen, ihn neu zu erfinden und darzustellen wie eine Welt, in der es sehr, sehr viel zu sehen gibt.

Und genau in diesem Anliegen gleichen die Bilder von David Schnell dem Schauen in die Sterne oder dem Hören von Musik auf einer sehr guten S T E R E O-Anlage.

Katharina Immekus, September 2021

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