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Von Neo Rauch kuratierte Ausstellung seiner Meisterschülerinnen und Meisterschüler
Weil es ein schöner Abend war
Galerie EIGEN + ART Leipzig
12. Februar - 19. März 2022
Eröffnung, Samstag, 12.02.2022, 12 - 19 Uhr

Künstlerinnen und Künstler:
Irene Bisang, Katrin Brause, Sebastian Burger, Christian Bussenius, Ondrej Drescher, Martin Galle, Tino Geiss, Stefan Guggisberg, Franziska Holstein, Friederike Jokisch, Mandy Kunze, Heide Nord, David O’Kane, Kerstin Pfefferkorn, Jochen Plogsties, Johannes Rochhausen, Maria Sainz Rueda, Titus Schade, Kristina Schuldt, Robert Seidel, Claus Georg Stabe, Kathrin Thiele, Mirjam Völker und Martin Ziegler

Film & Edit: TABLEAU Films (Matthias Maercks)



Weil es ein schöner Abend war

Der Abend, an dem ich die ehemalige Klasse vor meine Bilder lud, ist mir in schöner Erinnerung geblieben. Dem sanften Druck, den man auf mich ausübte, um mich dazu zu bringen, zum Erklärer des frisch Gemachten und noch nicht Bedachten zu verkümmern, gab ich nach kurzem Zögern nach, denn die Offerte kam im Moment eines gewissen Einverstandenseins mit dem Geschaffenen. Nun, da alles an den Wänden der Galerie hing, was mich über ein Jahr hinweg bis in den Nachtschlaf hinein in Anspruch nahm, wollte ich mich den jüngeren Kolleginnen und Kollegen gegenüber nicht verschließen, und nahm die Gelegenheit wahr, mit dem Taststab des Wortes die Erzählstruktur der Malereien ergründen zu müssen. Es ist hierbei unbedingt zu erwähnen, dass es einen Unterschied macht, ob man sich in diese Situation vor einem Publikum bringt, das sich aus kunstbeflissenen Laien oder aus diplomiertem Fachpersonal zusammensetzt. Unüblich ist eher Letzteres. Während man sich den interessierten Kunstfreunden gegenüber an blumigen Wortgirlanden aus jeder Verbindlichkeit hinausschwingen kann, muss man hier auf der Hut sein, denn unter den Blicken von Malern gibt es keine verbale Ausweichzone, wenn ihnen das Werk seine Unzulänglichkeiten offenbart. Es ist die Qualifikation des Blickes, die sich aus so elementaren Gegebenheiten wie dem Gleichgewichtssinn und einem Gefühl für koloristische Dramaturgie herleitet, die den Auftritt vor Fachpublikum so anspruchsvoll macht.

Es ging gut; es wurde ein schöner Abend und legte den Keim für das, was uns nun hier beschäftigt. Immerhin ergab sich aus der Zusammenkunft der Fachklasse nach so langer Zeit der Wunsch, sich mit eigenen Bildern an geeignetem Ort zusammenzufinden, was dankenswerter Weise hier in der Galerie EIGEN + ART möglich wurde. Das Konzept - denn ohne Konzept ist heute alles nichts - besteht darin, dass es keines gibt. Mir fiel das Kuratorenamt zu; mithin das des Ausstellungsgestalters, der den Bestand des jeweils Eingelieferten zu sortieren und an den Wänden zu verteilen hatte, und der sich einer Vielzahl von großartigen Werken und einer enormen Mannigfaltigkeit des individuellen künstlerischen Zugriffes gegenüber sah. So trat ich im Geiste wieder ein in so manche Spur, die ich vor Jahren in den studentischen Ateliers hinterließ, und stellte fest, dass offenbar alle auf ihre ganz eigene Art ihren Weg beschreiten, und dass hier deutlich wird, mit welcher Verbindlichkeit und welchem Ernst die rechtwinklige Fläche nach wie vor als Austragungsort persönlicher Befindlichkeiten und sinnlicher Exkursionen genutzt wird. Offenkundig ist zudem, dass die hier versammelten Bilder frei sind von Zurichtungen außerkünstlerischer Natur; sie ruhen in sich und nähren sich von dem energetischen Zustrom, den ihnen ihre Urheber angedeihen ließen. Diese Freiheit wird sie aus der Zeit herausheben und ihnen eine andauernde Wirksamkeit vermitteln, weit über den heutigen schönen Abend hinaus.

Neo Rauch

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